Film- und Vortragsreihe im Wintersemester 2025/26 Das „Fremde“ im Film

„Fremdheit“ ist ein Begriff, der aktuell in vielen politischen Debatten verwendet wird. Dabei wird er von der einen Seite immer wieder als Begründung für betriebene Ausgrenzung genutzt, von der anderen Seite hingegen zur Bezeichnung einer häufig dadurch bedingten Leidenserfahrung beklagt. Tatsächlich jedoch kann Fremdheit darüber hinaus noch sehr viele andere, vielschichtige Dimensionen aufweisen: Moralische Fremdheit wird empfunden, wenn unterschiedliche Werte und Normen aufeinandertreffen. Sie kann wiederum zu einer Entfremdung selbst zwischen sich scheinbar zunächst nahestehenden Menschen führen. Genauso wie physische Fremdheit eine Grenze zwischen dem vertrauten „Eigenen“ und dem vermeintlich „Anderen“ ziehen kann: Vertrautes kann so plötzlich fremd wirken. Diese Grenze zwischen Vertrautem und Anderem prägt auch die Idee einer kulturellen Fremdheit, bei der Sprache, Zeichen, Praktiken und Denkweisen als außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts liegend wahrgenommen werden. Gerade hier zeigt sich die produktive Seite des „Fremden“, denn es provoziert dazu, sich der Deutungsmuster bewusst zu werden, welche die eigene Identität prägen. Es kann anregen, Überschneidungen, Parallelen oder Möglichkeiten der Bereicherung bei einer Begegnung der Kulturen zu erkennen: Das Fremde bedeutet nicht zwingend nur statische Distanz, sondern es kann bei näherer Begegnung zunehmend vertraut werden. Fremdheit ist mithin nicht ausschließlich als Defizit und Herausforderung zu begreifen, sondern auch als Chance, da durch die Auseinandersetzung mit dem Fremden eigene Routinen in Frage gestellt und neue Perspektiven gewonnen werden können.

Poster der Film- und Vortragsreihe Das „Fremde“ im Film

Die Reihe verhandelt die verschiedenen Facetten einer dynamischen Wahrnehmung des Fremden anhand einer Auswahl von Filmen, in denen das Phänomen einer moralischen Fremdwerdung („The Stranger“) ebenso Thema ist wie die Chancen, die sich bei einer Erfahrung des Fremden auftun („Lost in Translation“, „Sweet Rabbit”). Diese Aspekte ebenso wie der Blick auf die möglichen Konsequenzen von Ausgrenzung („Im Land dazwischen“, „Obervogelsang“, „The Exhibition“, „District 9“) werden dabei anhand einer Vielfalt von Werken präsentiert, die ältere wie neuere Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, und Animationsfilme umfassen. Begleitet werden die Vorführungen von einleitenden Vorträgen, abschließenden Publikumsdiskussionen sowie Gesprächen mit einzelnen Regisseur:innen.

Eine Kooperation des Instituts für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg mit dem Gloria – Filmkunsttheater Heidelberg.

Konzeption und Organisation
Henry Keazor und Alexandra Vinzenz

Tickets
11 € regulär · 9 € ermäßigt · 8 € für Studierende (ggf. Zuschlag bei Überlänge)

Eine Veranstaltung des SFB-Teilprojekts C04 „Visuelle Chiffren von Heimat in Bildender Kunst, Literatur und Film“.

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