Das „Fremde“ im Film District 9 | Katzenfutter & Körperhorror in District 9: Logiken der Fremdheit im Science-Fiction-Kino

  • Mittwoch, 7. Januar 2026, 18:00 Uhr
  • Gloria & Gloriette Kino · Hauptstraße 147 · 69117 Heidelberg
    • Martin Ramm, Medienwissenschaftler und Filmjournalist, Kiel

Der Film District 9 ist geprägt von Widersprüchen: Auf der Oberfläche beleuchtet er kritisch Apartheid, Zwangsumsiedlungen und Konzernherrschaft. Doch im Subtext offenbaren sich antinomische Spannungen: Die „fremden“ Aliens werden durch Ekel-Ästhetik und Schwarm-Semantik markiert, und die auf den ersten Blick konventionelle Heldenreise des Protagonisten lässt ambivalente Lesarten zu. Diesen Phänomenen geht der Vortrag nach – vor dem Hintergrund einer immer schon zerrissenen Tradition von Fremdheitsdarstellung im
Science-Fiction-Film.

Key Visual der Film- und Vortragsreihe Das „Fremde“ im Film
  • Adresse

    Gloria & Gloriette – Filmkunsttheater Heidelberg
    Hauptstraße 147
    69117 Heidelberg

  • Veranstaltungstyp

District 9
USA/NZ/CA/ZA 2009 · Regie: Neill Blomkamp · OmU

Vortrag
Katzenfutter & Körperhorror in District 9: Logiken der Fremdheit im Science-Fiction-Kino

Tickets
11 € regulär · 9 € ermäßigt · 8 € für Studierende 
ggf. Zuschlag bei Überlänge

Filmstill aus District 9

Alle Termine der Veranstaltung 'Das „Fremde“ im Film'

„Fremdheit“ ist ein Begriff, der aktuell in vielen politischen Debatten verwendet wird. Dabei wird er von der einen Seite immer wieder als Begründung für betriebene Ausgrenzung genutzt, von der anderen Seite hingegen zur Bezeichnung einer häufig dadurch bedingten Leidenserfahrung beklagt. Tatsächlich jedoch kann Fremdheit darüber hinaus noch sehr viele andere, vielschichtige Dimensionen aufweisen: Moralische Fremdheit wird empfunden, wenn unterschiedliche Werte und Normen aufeinandertreffen. Sie kann wiederum zu einer Entfremdung selbst zwischen sich scheinbar zunächst nahestehenden Menschen führen. Genauso wie physische Fremdheit eine Grenze zwischen dem vertrauten „Eigenen“ und dem vermeintlich „Anderen“ ziehen kann: Vertrautes kann so plötzlich fremd wirken. Diese Grenze zwischen Vertrautem und Anderem prägt auch die Idee einer kulturellen Fremdheit, bei der Sprache, Zeichen, Praktiken und Denkweisen als außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts liegend wahrgenommen werden. Gerade hier zeigt sich die produktive Seite des „Fremden“, denn es provoziert dazu, sich der Deutungsmuster bewusst zu werden, welche die eigene Identität prägen. Es kann anregen, Überschneidungen, Parallelen oder Möglichkeiten der Bereicherung bei einer Begegnung der Kulturen zu erkennen: Das Fremde bedeutet nicht zwingend nur statische Distanz, sondern es kann bei näherer Begegnung zunehmend vertraut werden. Fremdheit ist mithin nicht ausschließlich als Defizit und Herausforderung zu begreifen, sondern auch als Chance, da durch die Auseinandersetzung mit dem Fremden eigene Routinen in Frage gestellt und neue Perspektiven gewonnen werden können.

Poster der Film- und Vortragsreihe Das „Fremde“ im Film